Aufarbeitung sexualisierte Gewalt 1970/80er Jahre

Vielen Dank, dass Sie die Webseite des Margaretenhorts besuchen. An dieser Stelle werden Ihnen aktuelle Informationen zu den Ergebnissen der Aufarbeitung der sexualisierten Gewalt der 1970/80er Jahre genannt.
Es gab grenzverletzendes Verhalten und sexualisierte Gewalt an verschiedenen Orten. Viele Menschen waren davon betroffen.

Was ist passiert?

In den 1970/80er Jahren wurde der „Margaretenhort“ als ein kirchliches Kinderheim in Heimfeld geführt. Dort kam es über einen langen Zeitraum zu teils massiver sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen beiderlei Geschlechts durch ältere männliche Jugendliche. Nach aktuellem Kenntnisstand können wir feststellen: Diese massive Gewalt erlitten mindestens zehn Mädchen und ein kleiner Junge, im Alter von etwa zwei bis 15, 16 Jahren.

Die Gewalterfahrungen wurden durch die damaligen Mitarbeiter*innen weder benannt noch unterbunden. Die betroffenen Kinder und Jugendlichen wurden nicht geschützt. Infolgedessen sind viele der Betroffenen traumatisiert und leiden bis heute unter den Folgen. Es hatte bis 2016 weder eine Aufarbeitung stattgefunden, noch gab es strafrechtliche Konsequenzen.

Zeitzeug*innen haben sich im Frühjahr 2016 an eine Vertrauensperson im Margaretenhort gewandt und berichteten über die erlebten Vorfälle. Diese informierte den Kirchenkreis Hamburg-Ost als Gesellschafter der Margaretenhort gGmbH. Das ehemalige Kinderheim in der Haakestraße stand in den 1970/80er Jahren in der Trägerschaft des damaligen Kirchenkreises Harburg.

Gemeinsam mit der neuen Geschäftsführung wurde ab Sommer 2016 der Aufarbeitungsprozess begonnen.

Seelsorgerische Gespräche

Betroffene von sexualisierter Gewalt haben im Zuständigkeitsbereich der Nordkirche, zu dem Kirchenkreis Hamburg Ost gehört, grundsätzlich die Möglichkeit, individuelle Unterstützung zu erhalten.

Parallel zum Aufruf in der Presse begann der Kirchenkreis Hamburg-Ost seelsorgerische Gespräche für direkt betroffene Menschen anzubieten. Diese Gespräche bieten ein seelsorgerisches, vertrauliches Setting und werden mit der Unterstützung eines*einer Psycholog*in durchgeführt. Ziel dieser Gespräche mit direkt Betroffenen ist die Benennung und Anerkennung des geschehenen Unrechts durch die Kirche.

Für Betroffene stehen weiterhin feste Kontaktpersonen sowohl im Margaretenhort als auch über die Unabhängige Ansprechstelle der Nordkirche zur Verfügung.

Studie von Dr. Ulrike Winkler „Kein sicherer Ort“

Im Rahmen der gemeinsamen Aufarbeitung hat Dr. Ulrike Winkler als unabhängige Wissenschaftlerin den Auftrag bekommen eine unabhängige wissenschaftlich fundierte Studie zu erstellen.

Die Studie wurde im Rahmen einer Pressekonferenz am 25.03.2021 veröffentlicht und ist unter folgendem Literaturhinweis im Buchhandel erhältlich:

„Kein sicherer Ort“, Ulrike Winkler, Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2021, 171 Seiten, ISBN 978-3-7395-1285-3

Auszug aus „Kein Sicherer Ort “, S. 13 ff., Geleitwort von Rainer Rißmann (Geschäftsführung Margaretenhort):

„Es war kein einfacher Weg, auf dem diese Studie entstanden ist, und ich bin der Verfasserin Dr. Ulrike Winkler sehr dankbar, dass sie mit hoher fachlicher Expertise und Einfühlungsvermögen vielfältige Ergebnisse über diese dunkle Zeit des Evangelischen Kinderheims Margaretenhort in der Haakestraße zusammengetragen hat. Danken möchte ich auch besonders den Menschen, die sich für die Beauftragung dieser Studie stark gemacht und diese ermöglicht haben! […] Das Sprechen (über Situationen, die gesellschaftlich mit einem Tabu belegt sind) zu üben, wird noch länger eine anspruchsvolle fachliche Anforderung an unsere pädagogische Professionen sein. Wir gehen diesen Weg weiter! (Hamburg, im Dezember 2020)“

Ausgangspunkt dieses Aufarbeitungsprozesses ist der Mut von indirekt betroffenen Opfern und deren Bereitschaft dieses Unrecht öffentlich zu machen.

Nachfolgend finden Sie Ausschnitte und Hinweise aus Berichterstattungen:

– Evangelischer Pressedienst vom 25.03.2021: „Die Scham ist bei den Opfern geblieben“.
– Sendung: Hamburg Journal, vom 25.03.2021, 19:30 Uhr (Dauer 3 Min., Verfügbar bis 24.04.2021): „Studie dokumentiert Missbrauch im Kinderheim Margaretenhort“.
– NDR 90,3 – NDR.de, Margaretenhort: „Aufarbeitung vorgelegt“, von Jörn Straehler-Pohl.
– Chrismon – das evangelische Magazin: Blog Kulturbeutel, vom 26.03.2021: „Erinnerung an eine fast vergessene Untersuchung und Hinweis auf eine neue“, von Johann Hinrich Claussen.
– Hamburger Abendblatt, Harburg Stadt vom 27.03.2021: „Die Opfer waren zwischen zwei und 16 Jahre alt“, S. 27, von Hanna Kastendieck.

Wichtige Erkenntnisse und Ableitungen für den Margaretenhort

Seit 2016 haben wir fachliche Standards und Präventivmaßnahmen mit allen Kolleg*innen entwickelt. Als pädagogische Grundlage für alle Angebote im Margaretenhort wurde das Schutzkonzept überarbeitet. Die darin enthaltenden Handlungsgrundsätze (vergl. Schutzkonzept Margaretenhort gGmbH, S. 50), als Konkretisierung unseres Leitbildes, ermöglichen unseren Kolleg*innen mehr Klarheit und Sicherheit im fachlichen Handeln. Dieses gilt es, regelmäßig u.a. in Fort- und Weiterbildungen sowie in Teamsitzungen und Supervisionen zu schulen und zu überprüfen.

Organisatorisch wird die Delegation von Leitungsverantwortung über die Erteilung von Handlungsvollmachten und Stellenbeschreibungen hierarchisch verankert.

Wir gehen davon aus, dass wir Grenzübertritte nicht vollständig verhindern können. Darum ist es unser Ziel aufmerksam zu sein, was in der täglichen Arbeit geschieht. Über Qualifizierung und klare Abläufe, wollen wir Handlungssicherheit und Orientierung für Nutzer*innen und Kolleg*innen erzeugen. Damit dieses Ziel dauerhaft erfüllt wird, muss diese Ausrichtung an der Wahrung persönlicher Grenzen und Rechte innerbetrieblich Priorität haben – von Kolleg*innen vor Ort bis zur Geschäftsführung.

Hamburg, den 26.03.2021

Jörg Lohgard
Bereichsleitung

Rainer Rißmann
Geschäftsführung

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Kontakt

Für weitere Informationen und Ansprechpartner*innen, wenden Sie sich gerne an folgende Kontakte im Margaretenhort …

  • 040-790 189-0

  • aufarbeitung@margaretenhort.de

Ansprechstelle Nordkirche

Die Unabhängige Ansprechstelle der Nordkirche (UNA) ist unter folgenden Kontaktz u erreichen …

  • 0800 022 009 9
  • una@wendepunkt-ev.de
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